Berlin braucht ein Mahnmal für die Opfer des deutschen Kolonialismus in Namibia

Lars Düsterhöft

Wahlbezirk: 
Treptow-Köpenick
Sprecher für Soziales
Sprecher für Pflege und Menschen mit Behinderungen
Lars Düsterhöft, MdA

09.07.2025 | Die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin fordert in einem Beschluss bzw. mit einem neuen Parlamentsantrag die Errichtung eines öffentlichen Mahnmals in Berlin, das an die Opfer des deutschen Kolonialismus in Namibia erinnert – insbesondere an den Völkermord an den Herero und Nama durch das Deutsche Kaiserreich zwischen 1904 und 1908.
Lars Düsterhöft, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Mitglied des Präsidiums des Abgeordnetenhauses, erklärt dazu:

„Im Krieg gegen die Herero und Nama von 1904 bis 1908 verübte das damalige noch junge Deutsche Reich den ersten Völkermord im Namen der Deutschen. Bis heute erinnert in der Stadt, in der dieser Völkermord beschlossen und gutgeheißen wurde, kaum etwas an diese abscheulichen Taten. Männer, Frauen, Kinder starben, mit dem Ziel, sich fremdes Land dauerhaft anzueignen. Das rassistische Denken der damaligen Zeit war die treibende Kraft dieses Völkermordes. Diese Geschichte ist im Gegensatz zu den Gräueltaten der Nationalsozialisten nahezu in Vergessenheit geraten – obwohl auch hier die Verantwortung zur Erinnerung und Mahnung gilt. Berlin braucht einen nationalen Gedenkort. Als Zeichen der Erinnerung. Als Zeichen der Mahnung. Und als Zeichen der Versöhnung mit den Nachfahren der Überlebenden.“

Zwischen 1904 und 1908 führte das Deutsche Kaiserreich in der damaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ einen systematischen Vernichtungsfeldzug gegen die Herero und Nama. Zehntausende Menschen wurden ermordet, vertrieben oder in Konzentrationslagern interniert. Diese Verbrechen gelten als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts, der erste von Deutschen verübte Völkermord.

Berlin – als ehemalige Reichshauptstadt und Sitz kolonialer Entscheidungsstrukturen – trägt eine besondere Verantwortung, dieses dunkle Kapitel der Geschichte sichtbar zu machen. Zwar gibt es bereits vereinzelte Erinnerungszeichen in der Stadt, doch bislang fehlt ein würdiger, eigenständiger Gedenkort für die Opfer dieses Völkermordes. So erinnert der Hererostein in Neukölln primär an 7 gefallene Deutsche Soldaten.

Der Antrag sieht vor, dass der Berliner Senat ein Konzept zur Errichtung eines solchen Mahnmals entwickelt – gemeinsam mit Vertreter:innen der namibischen Botschaft, der afrikanischen Diaspora, zivilgesellschaftlichen Initiativen und insbesondere den Nachfahr:innen der Herero und Nama. Auch eine Beteiligung des Bundes wird eingefordert.
Mit dem Mahnmal soll ein Ort der Bildung, der Begegnung und des Erinnerns geschaffen werden – und ein klares Zeichen für eine postkoloniale Erinnerungskultur in Berlin.
Hintergrund dieses Beschlusses der SPD-Fraktion ist die Reise des Präsidiums des Abgeordnetenhauses von Berlin vom 13. bis 18. Juli 2025 nach Windhoek, wo das Jubiläum der Städtepartnerschaft im Mittelpunkt steht