15. März Gedenk- und Aktionstag gegen Islam­feindlichkeit
Ein Zeichen gegen den Hass

Seit 2025 ist in Berlin der 15. März ein offizieller Gedenk- und Aktionstag gegen Islamfeindlichkeit

15.03.2025 | In einer kulturell vielfältigen Stadt, ist das mehr als nur Symbolpolitik: Es ist ein notwendiges Bekenntnis. Ein lautes, sichtbares „Wir sehen euch“ an rund eine halbe Million Muslim:innen, die Berlin heute ihr Zuhause ­nennen.

Warum der 15. März?
Dieser Tag wurde nicht willkürlich gewählt. An diesem Tag im Jahr 2019 wurden die islamfeindlichen Terroranschläge von Christchurch (Neuseeland) verübt, bei denen ein Attentäter in zwei Moscheen 51 Menschen brutal ermordete und Dutzende schwer verletzte. Im Jahr 2022 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 15. März zum Internationalen Tag zur Bekämpfung der Islamfeindlichkeit, um an die Opfer von Christchurch zu erinnern und ein globales Zeichen gegenüber der Diskriminierung von Muslim:innen zu setzen. Berlin hat diesen Tag aufgegriffen, um mit vielen anderen Städten gemeinsam deutlich zu machen, dass die Diskriminierung und Anfeindung von Muslim:innen keinen Platz in unseren ­Gesellschaften haben.

Diskriminierung hat viele Gesichter
Muslimfeindlichkeit hat in Deutschland leider viele Gesichter: Verbale Beleidigungen im Alltag, Diskriminierung bei der Wohnungs- oder Job­suche, Hetze in den sozialen Medien, tätliche Übergriffe auf religiös erkennbare Menschen oder Einrichtungen, Gesetzesinitiativen von Rechtsextremisten oder die Verbreitung von ­antimuslimischen Narrativen. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.926 islamfeindliche Vorfälle registriert – ein Anstieg von 114 % im Vergleich zum Vorjahr (Lagebericht von CLAIM). Das bedeutet: im Durchschnitt finden mehr als fünf antimuslimische Übergriffe pro Tag statt. Besonders alarmierend: 62 % der dokumentierten Übergriffe richteten sich gegen muslimische Frauen.

Was erreichen wir damit?
Mit einem Gedenktag können wir einigen bedenklichen Tendenzen entgegentreten und ein Thema auf die politische und mediale Agenda setzen, was sonst leicht übersehen oder bagatellisiert wird. Wir senden ein deutliches öffentliches Zeichen der Solidarität an Menschen muslimischen Glaubens. Wir laden Schulen, Kultureinrichtungen, Medien und viele andere Akteure ein, sich damit auseinanderzusetzen. Wer Diskriminierung und Anfeindungen nicht nur verurteilt, sondern auch analysiert und benennt, kann dem Problem auch gezielt entgegenwirken. In Berlin begegnen wir auf Schritt und Tritt ­muslimischen Lebensrealitäten. Das Spektrum ist dabei jedoch vielfältiger als gedacht und reicht von konservativen bis zu säkularen ­Muslim:innen. Diese Vielfalt sichtbar zu machen, heißt auch, Verantwortung zu übernehmen, wenn diese Gemeinschaft stereotypisiert oder angefeindet wird. Mit dem Gedenk- und Aktionstag senden wir auch das klare politische Signal, dass der Schutz aller religiösen Minderheiten in einer ­demokratischen Gesellschaft nicht verhandelbar ist.

Natürlich bleibt ein solcher Gedenktag nicht ohne Widerspruch. In Kommentaren ist bereits zu lesen: „Schon wieder ein Gedenktag“, „Muslime werden bevorzugt“, „Was ist mit dem Gedenken an Opfer islamistischer Gewalt?“ Diese Einwände mögen für manche auf den ersten Blick legitim wirken, greifen jedoch zu kurz. Der Gedenktag ist kein Feiertag, sondern ein ­politisches und pädagogisches Statement gegen jede Form der Diskriminierung. Das Gedenken an die Opfer islamistischer Gewalt und die Bekämpfung islamistischer Strukturen in unserer Gesellschaft ist sehr wichtig, rechtfertigt aber natürlich nicht simple Verallgemeinerungen. Die aufklärerische Kritik an Religionen im Allgemeinen und spezifischen Ausprägungen im Speziellen bleibt selbstverständlich möglich, allerdings darf dies natürlich nicht als Deckmantel für Diskriminierungen missbraucht werden. Wer Gedenktage kurzum als „Spaltung“ diffamiert, übersieht: Spaltung geschieht dort, wo Menschen abgewertet und ausgegrenzt werden und nicht dort, wo man sich an ihre Seite stellt.